Wenn ich auf Isabels Anfrage hin für ihren Kollegen-Fragebogen mein Hemd lüpfe, dann doch nur wenn ich gleichfalls mehr von Isabel zu sehen bekomme... habe ich mir gedacht. Schließlich habe ich Lecker Lezmi schon oft besucht - sie dürfte für mich sogar gerne häufiger bloggen. Und Isabel zögerte nicht mein Angebot anzunehmen, ihre eigenen Fragen im Gegenzug genauso bei mir zu beantworten (alles andere wäre auch verdächtig gewesen ;). Voilà, voilà - Isabel heute also bei mir und ich im Fragebogen von und bei Isabel.
Die letzten Fragen sind meiner Neugier geschuldet - quasi von Auslandsdeutscher zu Auslandsdeutscher, denn Isabel (33 Jahre) lebt als selbständige Texterin & PR-Beraterin in Istanbul. Meine gestellten Fragen sollte ich dann aber wiederum ebenso beantworten - ganzes Hemd gegen ganzes Hemd. Wer über die Bedeutung des Blognamens grübelt, dem sei verraten , dass es sich bei *Lezmi* um den Nachnamen ihres halblibanesischen Mannes handelt.
Besonders gefallen hat mir unter den Antworten im Bezug auf Istanbul, wie Isabel schreibt, dass Türken nie im Stehen und Gehen essen (ich erinnere an meinen frommen Wunsch zum Hinsetzen beim Essen in der Schmausepost).
Beschreibe bitte deinen Blog in einem Satz.
Eine
Mischung aus schlichten Rezepten und der Vorstellung von charmanten
Leuten und wissenswerten Dingen rund um das mir liebste Thema Essen.
Seit wann bloggst du und wie bist du darauf gekommen?
Seit
Sommer 2010. Ich hatte im Netz so tolle Blogs entdeckt wie den von
delicious days oder David Lebovitz und ich wollte genau so was auch
haben!
Gerade neu entdeckt und frisch verliebt:
Salziges Popcorn. In der Türkei gibt es kein süsses - und ich muss sagen, ich könnt mich dran gewöhnen!
Deine drei favorisierten deutschsprachigen Foodblogs sind...
Deine drei favorisierten englischsprachigen Foodblogs sind...
Zeig uns bitte dein schönstes selbstgeschossenes Food-Bild.
Türkischer Weizensalat:
Dein ultimativer Kochtrick?
Einen Teelöffel Tahin (Sesampaste) in die Salatsauce mischen. Mjam.
Dein Lieblingsessen als Kind?
Gnocchi mit Gorgonzola-Sauce. Mag ich auch jetzt noch.
Was ist das Kurioseste, das du je gegessen hast? Und wie war's?
Türkischen Pansensuppe. Einmal und NIE wieder.
Wenn du dir was gönnen willst, gibt es...
Mohn-Pancakes mit Ahornsirup und Obstsalat zum Frühstück.
Das meist überschätzte Lebensmittel ist...
Fleisch.
Ein total unterschätztes Lebensmittel ist...
Die Nuss.
Kaffee oder Tee?
Morgens
Schwarztee mit Milch. Tagsüber 1001 Gläschen Tee hier und da, mit
viiiel Zucker. Und dazwischen gerne einen richtig guten Milchkaffee (ist
hier sehr rar und dafür umso mehr geschätzt).
Gibt es ein Land, das dich essensmäßig besonders reizt und du gerne einmal länger bereisen würdest?
Der Libanon. Österreich. Und Vietnam.
Was ist dein liebster Küchenhelfer?
Meine Plätzchenbackmatte, wusste gar nicht wie praktisch so ein Ding ist.
Was fehlt noch in deiner Küche?
Eine Spülmaschine.
Dürfen wir einen Blick in deine Küche werfen?
Mehr krieg ich nicht auf‘s Foto, meine Küche ist ein gefühlter, sehr voll gestopfter Schuhkarton.
"Eklige" Sachen (z.B. Scheiblettenkäse, McFish, Ravioli...), von denen du einfach die Finger nicht lassen kannst?
Möhrchen und Erbsen direkt und kalt aus der Mini-Dose gelöffelt. Und Milchschnitte.
Und was kommt bei dir garantiert nicht auf den Teller bzw. in den Mund?
Bananen. Milchreis. Rosinen.
Welches Gericht ist dir vor kurzem total misslungen?
Rührei. Mir ist bei einem waghalsigen Balance-Akt die komplette Espressokanne in die Pfanne gefallen. Das sah vielleicht aus!
Und was hast du einfach grandios hinbekommen?
Apfel-Ingwer-Kuchen.
Für welche berühmte Persönlichkeit (tot oder lebendig) würdest du gerne mal kochen? Und was gibt es dann?
Ich würde mir gerne von Marietta Slomka beim gemeinsamem Gambas pulen und Weisswein trinken die Welt erklären lassen.
Deine drei Lieblings-Kochbücher sind...
Der Geschmacksthesaurus von Niki Segnit.
Delicious Days von Nicole Stich.
Die orientalische Küche von Claudia Roden.
Kennst du einen Film, einen Roman oder einen Song, der 'Genuss' besonders schön thematisiert?
Der großartige Film „I am Love“ mit Tilda Swinton.
Was gefällt dir in Istanbul besser als in Deutschland (aus welcher dt. Stadt kommst du?):
Ich
komme ursprünglich aus einer Kleinstadt bei Freiburg, nahe der
französischen Grenze. Habe aber die letzten Jahre in Köln gewohnt, das
mir auch nach wie vor sehr fehlt (besonders an Karneval). Istanbul
beschert mir gerade eine riesige Portion „big city life“ mit allen Vor-
und Nachteilen. Mir gefällt besonders die Lebendigkeit dieser Stadt.
Alles ist in Bewegung, ständig passiert was und dann immer wieder diese
atemberaubenden Ausblicke, die Istanbul bietet - mich hat vor kurzem
jemand gefragt, ob man sich an dieser Schönheit nicht irgendwann satt
sieht, und ich kann nur sagen, auf gar keinen Fall.
Was ist von der Lebensqualität anders?
Mal
abgesehen vom Wetter, unserer bezahlbaren, zentralen Altbauwohnung und
negativen Aspekten wie regelmässigen Strom- und Wasserausfällen gibt es
hier einfach tausend und eine Möglichkeiten, das Leben auch ohne viel
Geld zu geniessen. Sei es ein Fischbrötchen auf einem Plastikschemel mit
Blick auf das Goldene Horn, ein entspanntes Gläschen Tee auf der Fähre
über den Bosporus oder ein Ausflug auf eine der Prinzeninseln, wo man
mal eben einen Nachmittag ins Meer hüpft - man kann es sich hier
wirklich sehr gut gehen lassen, trifft interessante Menschen und kann
vor allem noch Sachen machen, die in Deutschland (dank Überregulierung)
undenkbar wären.
Eine Freundin von uns hat beispielsweise kürzlich eine
etwas baufällige Dachterrasse (natürlich mit grandiosem Ausblick)
gemietet und renoviert sie gerade. Sobald wir einen mobilen Gasherd und
nen grossen Tisch haben, werden wir da oben tafeln was das Zeug hält.
Überhaupt kochen und einkaufen: Ich finde es hier sehr erholsam nur
einen klitzekleinen Supermarkt um die Ecke zu haben, mittlerweile bin
ich in Deutschland in diesen riesigen REWE-Läden mit zehn verschiedenen
Buttersorten und x Olivenölen völlig überfordert. Auch kaufe ich hier
sehr gerne auf dem Markt ein, dort gibt es krumme Gurken, unperfekte
aromatische Tomaten und Wassermelonen ausschließlich mit Kernen.
Einziges Problem: vier Karotten kaufen geht hier nicht. Unter nem Kilo
läuft gar nix, was aber auch nicht wundert, wenn es das Kilo schon für
40 Cent gibt. Wie soll man da bitte kleinere Mengen berechnen. Die
Lösung? Ah, dann schenken wir es der netten Ausländerin einfach!
Auch
essen gehen ist hier ein grosser Spass, selbst angesagte
Restaurant-Tempel sind noch relativ bezahlbar, aber den Charme der Stadt
machen die kleinen, versteckten Orte aus - wir haben ein kleines ev
yemeklerei (ein Imbiss, der nur mittags aufhat und türkische
Hausmannskost serviert) direkt vor der Tür und wenn wir mögen, gehen wir
dort für 5 Euro fangfrische Dorade essen. Schön finde ich, dass die
Türken nie im Laufen oder Stehen essen, alle setzen sich immer hin. Du
siehst, für eine Food-Bloggerin ist das hier ein Eldorado!
Und was vermisst du (vielleicht auch in kulinarischer Hinsicht) in Istanbul?
Ich
vermisse neben all meinen Freunden und natürlich der Familie,
abstandshaltende Diskretionslinien auf Ämtern und in Banken. Ich
vermisse Wolken, Körnerbrot, mein Fahrrad, Wein, Wurst und guten Käse.
Auch Müsli fehlt mir. Im Frühling werde ich dann gerne mal nostalgisch,
wenn ich auf den Blogs all die Rezepte mit Rhabarber, weißem Spargel,
Bärlauch und Holunderblüten sehe - alles Sachen die man hier leider
nicht bekommt. Ich darf dann aber zum Ausgleich schon Kirschen und
Melone essen, auch schön!
Wirst du in Istanbul bleiben oder irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehren? Aus welchen Gründen?
Ich
bin nicht aus Deutschland weg, weil ich in irgendeiner Form genug
hatte, ich habe mich dort immer wohl gefühlt, halte nach wie vor
intensiven Kontakt und freue mich auch auf eine Wiederkehr in die
Heimat. Aber gemäß dem Spruch - „Life is a book and those who do not
travel read only one page“ - will ich dazwischen einfach noch ein paar
andere Dinge sehen - und dafür kann ich mir keine bessere Stadt als
Istanbul vorstellen. Ich freue mich übrigens schon sehr dann die Türken
in der Kölner U-Bahn zu verstehen...